Es ist mein Bildband mit den meisten „Pageimpressions“. So würde man es jedenfalls in Neudeutsch formulieren. Immer wieder gucke ich gerne hinein. Deshalb steht es in der Nähe meines Sessels und lasse mich inspirieren. Seit einem halben Jahr bin ich Besitzer diese Bildbandes. Und Andreas geht diesmal wieder einen neuen Weg. Waren die letzten Publikationen von ihm Monografien, so gibt es jetzt acht Strecken oder Serien in diesem Bildband. Andreas gewährt uns einen Blick über seine Schulter, woran er in der letzten Zeit gearbeitet hat. Er gibt damit dem Betrachter nachhaltig die Möglichkeit sich mit seiner Arbeit auseinander zu setzen.

Er geht nicht den Weg, wie viele Fotografen, des Hamsterrades Instagram oder Facebook, wo man um die Aufmerksamkeit von den Bild-„Konsumenten“ von Sekunden oder Bruchteil von Sekunden kämpft. Postet man dann vielleicht noch zur falschen Zeit, dann verpufft gar die Kunst.

Nein, wir können in einem schönen gebundenen Bildband durch seiner Arbeit gehen, gedruckt auf fantastischen Papier, dass man fühlt, wenn man es umschlägt – Seite für Seite. Er gibt uns und den Bildern Zeit, damit sie wirken. Das matte Papier macht das stöbern durch den Bildband auch auf der Terrasse zu einem Genuss. Ein ausgedrucktes Bild ist einfach g…. Gerade bei Schwarz-Weiß-Bildern fällt mir das besonders auf.

Alle Bilder im Bildband sind natürlich in Schwarz-Weiß. Sein Markenzeichen. Auch wenn er mal einen Ausflug in die Farbfotografie gewagt hat und damit für viel Diskussion im Netz gesorgt hat. Für mich, war es wie ein Fuß in die Tür halten um sich Optionen offen zu halten und zu zeigen, dass er nicht in eine Schublade passt.

Jetzt zum Bildband diversity:

Strecke eins

Andreas „malt“ förmlich mit seiner Unschärfe, wie ich es so noch selten bei jemanden anders gesehen habe, authentische Gefühle. Beim Betrachten verschmelzt ich mit der Stimmung.

Strecke zwei

Die Schärfe sitzt perfekt. Bei diesen Portraits sieht man Andreas Stärke. Meine Meinung ist, dass man ein gutes Porträt an den Augen erkennt. Sie spiegeln die Beziehung zwischen der Person vor und hinter der Kamera wider. Vielleicht ist dies der Grund, warum manche Fotografen bei Ihren Bildern die Personen nicht in die Kamera gucken lassen. Das letzte Bild geht dann auch unter die Haut..

Strecke drei

Bei dieser dokumentarischen Serie sehen wir Andreas als aufmerksamen Beobachter, der zu den richtigen Momenten den Auslöser drückt. Die Serie macht Appetit auf mehr…

Strecke vier

Andreas steht bei seiner Fotografie für eine schöne Unschärfe und ein leichtes Tele. Bei dieser Serie ist alles von vorne bis hinten scharf und es liegt u.a. an dem Weitwinkel. Er bricht wieder einmal mit „seinen Werten“, verlässt Pfade und es ist erfrischend zu sehen, wie er mit dem Weitwinkel komponiert. Wenn die Unschärfe nicht den Blick auf das Wesentliche lenkt, wenn auf einmal alles scharf und damit Wesentlich wird, dann muss man anders fotografieren. Der Hintergrund tritt deutlich mehr in Bedeutung und auch die Bildecken wollen beachtet werden. Und bei diese kleinen Monografie ist natürlich auch der Mensch vor der Kamera wichtig, damit die Serie spannend bleibt.

Stecke fünf

Es gibt viele Aktstrecken und damit auch ganz viele echt schlechte. Ein Grund warum ich aus vielen Facebook-Gruppen ausgetreten bin. Aber Akt kann auch Kunst sein. Durch die Schwarz-Weiß-Bilder wandert der Fokus noch einmal mehr auf die Formen, Linien unterstützt durch das Licht. Mit dem zusätzlichen Accessoir entsteht eine neue Ebene im Bild.

Strecke sechs

Bilder die die Seele berühren. Andreas macht Bilder, die den Menschen gefallen und nicht dem Publikum. Und bei diese Serie mit nur einer Person sind unglaublich starke Porträts entstanden, die die Beziehung zwischen Andreas und dem Menschen vor der Kamera zeigen. Bilder, die ich mir so eins zu eins an die Wand hängen würde. Das wäre es doch noch, ein echter Jörns an der Wand… Sorry, ich schweige ab.
Andreas Porträts zeigen den Menschen und nicht die Maske. Das geht aber nicht in 10 min sondern man muss sich auf den Menschen einlassen. Dann spürt man in diesen Bildern.

Strecke sieben

Die wohl beste Aktstrecke, die ich je gesehen habe. Das liegt :
– an dem Menschen vor der Kamera und dem gezeigten Vertrauen zum Fotografen diesen Weg zu gehen
– an Andreas diese Momente so unglaublich einzufangen, was sicherlich nicht einfach war
– an der langen Beziehung zwischen den beiden und dem Mut mal etwas besonderes fotografisch und zu gleich künstlerisch einzufangen

Strecke acht

Diese Strecke holt uns wieder zurück in die Wirklichkeit und nimmt das Coverbild wieder auf als Serie.
Der Porträtierte schreibt „Es sind genau die Portraits geworden, die ich mir erhofft hatte“. Gibt es nicht ein größeres Kompliment, wie dies zu lesen? Erwartungen zu erfüllen?

Eine ganz starke Serie und wieder einmal sehr einzigartig mit hohem Wiedererkennungswert.

Und dann sind wir schon nach knapp 250 Seiten am Ende des Bildbandes und der letzte Satz treibt mir dann auch noch etwas Pipi in die Augen…

Wenn Ihr jetzt auf den Bildband neugierig geworden seid, dann könnt Ihr ihn hier gerne bestellen:

Liebe Andreas,
hier ist Dir wieder etwas ganz großes gelungen und ich freue mich schon auf die nächste Überraschung in Form eines Bildbandes von Dir.

Bitte bleib‘ gesund!


P.S.: Bei Foto.tv gibt es ein sehr schönes Interview mit Andreas Jorns zu dem Bildband. Schaut gerne mal rein: