Ich habe selten soviel über ein Bildband gehört, ich habe selten von einem Bildband soviel gelesen, ich war selten auf einen Bildband so gespannt…

Ich bin ein Bildbandjunkie. Ich gebe es zu. Es begann vor Jahren, aber das ist eine andere Geschichte. Mir geben Bildbände die intensivste Möglichkeit mich mit der Arbeit eines Künstlers, eines Fotografen, auseinander zu setzen.

Schon lange war für mich klar, dass ich diese Monografie haben muss. Ich war gespannt, wie Andreas Jorns es lösen würde 320 Seiten mit nur einer Person zu füllen.

Ich, als zahlenaffiner Mensch wollte analysieren, wie Andreas die Motive verteilt hat. Wieviele Aktbilder, wieviele Portraits, … Im krassen Gegensatz dazu steht mein Vorliebe, wie ich mir Bildbände das erste Mal anschaue. Es ist mir wichtig, dass ich mich ganz auf den Bildband einlassen kann. Ich suche mir ein schönes Plätzchen, wo ich ungestört bin, höre gerne Musik dazu und ein gute Kaffee rundet diese “Qualitytime” ab.

Heute ist dann mein Päckchen gekommen. Gut eingepackt und schwer und groß. Es ist nicht optimiert für die optimalen Verpackungsmaße oder Verpackungskosten. So musste ich auch einmal kräftig schlucken, wie ich die Versandkosten sah. Jetzt, wie ich den Bildband auspacke ist das alles vergessen. Vergessen ist auch die Analyse der Bilder. Schon das Coverbild hat mich angefixt. Dieser Purismus. Der Fokus ist nur auf ihrem geschlossenen Auge und der Rest hat so eine schöne und sanfte Unschärfe.

Viele Fotografen arbeiten mit Unschärfe, z.B. auch das Vorbild von Andreas Anton Corbijn.  Andreas unscharfe Bilder haben aber diese Sanftheit, dieses Streicheln des Bokehs, wie ich es nirgends woanders gesehen habe.Aus dem Lautsprecher spielt die Musik von Tom Waits, ein großer Latte Macchiato steht neben mir. Es kann los gehen. Schon beim Vorwort von Andreas bekomme ich Gänsehaut.

Das Herzblut, was alle in diese Projekt gesteckt haben, kann man sehen und fühlen. Der matte Einband nimmt den Coverbild keine Aufmerksamkeit, das Papier ist der Hammer und die Bildformat wohl gewählt. Mal Formatfüllend über beide Seite, dann gefolgt von einem Postkarten großen Bild auf weißem Hintergrund. Nach nur wenigen Seiten nimmt mich der Bildband auf die Reise. Auf eine sehr persönliche Reise mit einer unglaublichen Nähe, mit echten Gefühlen, die ich so nicht erwartet habe. Ich vergesse die Zeit beim Betrachten des Bildbandes. Ein Großteil der Bilder sind Aktbilder, aber Andreas hat es geschafft wirklich so viel wegzulassen, dass nur noch der Mensch, d.h. Katharina zu sehen ist. Nichts lenkt ab. Man sieht nur sie, ihren Körper und den Raum.

Er bildet Katharina mit einer Natürlichkeit und einer Verletzlichkeit ab ohne bloß zu stellen. Aber ich sehe Katharina auch von ganz vielen anderen Seiten, mit Luftballons am Strand, nachdenklich, herzerfrischend Lachend, aber auch mit tiefen Gefühlen und Tränen.Die Bilder spiegeln die tiefe Beziehung der beiden wider. Sie nehmen mich als Betrachter mit auf Ihre ganz persönliche Reise ohne Masken, Tricks oder Posings.

Danke:

  • Andreas für diese wundervollen Bilder, für Deine “Eier” auch so herrlich unscharfe Bilder zu zeigen, in diese doch immer so perfekt anmutenden Welt und Deine Liebe zum Perfektionismus
  • Katharina, dass ich Dich auf dieser Reise mit Deinen Gefühlen, Deinen Erfahrungen, Deinen Entwicklungen visuell begleiten durfte. Du bist ein interessanter Mensch, dem ich gerne tausend Fragen stellen würde
  • Matthes Zimmermann für das starke Layout. Ich habe mich verliebt…
  • An die (Ehe-)Frau im Hintergrund ohne dies sicherlich so nicht möglich gewesen wäre

Sorry, der Text ist etwas länger geworden…